Grundlagen der TV-Anlagenplanung in mehreren Schritten erläutert

In den nachfolgenden Betrachtungen, schließen wird das DVB-T (terrestrisches Fernsehen) oder auch „Überallfernsehen“ genannt aus, da vor allem die letzte Zeit gezeigt hat, dass immer mehr Programmanbieter wie die RTL-Gruppe aus diesem Übertragungsweg aussteigen. Es praktisch keine Programmerweiterung geben wird und ein Angebot an HDTV-Programmen noch lange in der ferne liegen wird. Ebenfalls nicht berücksichtigt wird das IP-Fernsehen, welches beispielsweise über die Netzbetreiber Telekom, Arcor usw. angeboten wird, da es erstens zum Empfang eine teuere Internetflat benötigt wird und zweitens auch der Mehrgeräteanschluss stark eingeschränkt, oder gar überhaupt nicht möglich ist. Die individuellen Wünsche die die neue TV-Versorgung verwirklichen soll muss dann im Einklang mit der technischen Realisierbarkeit gebracht werden. Das ist die eigentliche planerische Aufgabe.

Erster Schritt: Analyse der individuellen Wünsche

  • Die Kabelgebühren z. B. der Kabel Deutschland erscheinen zu hoch und man sucht nach alternativen.
  • Die Programmvielfalt, z. B. der bestehenden DVB-T-Versorgung ist einfach zu gering.
  • Mehr Fremdsprachenprogramme werden benötigt, um die „Schüsseln“ an den Fassaden oder Balkonen entfernen zu können.
  • Die bestehende TV-Anlage oder das Hausverteilnetz soll erneuert werden, weshalb man über neue Versorgungswege nachdenkt.

Zweiter Schritt: Mögliche Versorgungssysteme vergleichen

Versorgungssysteme im Vergleich

Dritter Schritt: Gewählte Versorgungssysteme mit der vorhandenen oder zukünftig geplanten Netzstruktur vergleichen

Um sich auf eine mögliche Versorgungsvariante festlegen zu können, ist eine genauere Betrachtung der Netzstruktur und des Netzzustandes im Objekt selbst erforderlich. Die nachfolgend Grafik zeigt die unterschiedlichen Netzstrukturen symbolhaft dar. Wobei das technologische Verhalten der „Baumnetze“ und der „Etagensternnetze“ nahezu identisch ist und daher bei den weiteren Betrachtungen nur noch als Baumnetz bezeichnet wird.

Verschiedene Netzstrukturen im Vergleich
© tv-netcomDVB-C
(Kabel Deutschland)
DVB-C
(Kanalaufbereitung)
DVB-S
(SAT-ZF-Technik)
DVB-S
(SAT-Einkabel-Technik)
DVB-S
(SCR-Technik)
Baumnetzsinnvoll1sehr sinnvollnicht möglichsehr sinnvollsinnvoll
Etagensternnetzsinnvoll1sehr sinnvollnicht möglichsehr sinnvollsinnvoll
Vollsternnetzsehr sinnvollsehr sinnvollbedingt sinnvoll3nicht sinnvoll4sehr sinnvoll4
Dosensternnetznicht sinnvoll2nicht sinnvoll2sehr sinnvollnicht sinnvoll2bedingt sinnvoll2
  1. Aufgrund der Netzstruktur funktioniert hier das Telefon- u. Internetangebot der Kabel Deutschland oder anderer großer Kabelnetzbetreiber nur in sehr begrenzten Umfang
  2. Die SAT-ZF-Technik wäre hier die bessere Versorgungsalternative, da sie nicht nur kostengünstiger ist, sondern auch die größte Programmvielfalt bietet.
  3. Da im Vollsternnetz Zweit- oder Drittanschlussdosen innerhalb der Wohnungen entweder durchgeschliffen (in Baumnetzstruktur verteilt) oder sternförmig verlegt sind, funktionieren mehrerer DVB-S-Receiver/Tuner im Parallelbetrieb nicht, weil sie sich gegenseitig blockieren. Geeigneter kann hier die Kombination aus Kabelfernsehen und SAT-ZF-Technik sein, weil das Kabelfernsehen an jeder Anschlussdose über DVB-C-Receiver/Tuner im Parallelbetrieb zu einem DVB-S-Receiver/Tuner genutzt werden kann. Dies Variante ist dann sinnvoll, wenn man die Telefon- und Internetangebote eines großen Kabelnetzbetreibers beibehalten möchte, dabei aber gleichzeitig eine große Menge an Fremdsprachensender benötigt. Eine weitere Alternative dazu wäre auch der nachfolgende Punkt 4).
  4. Erhält dabei jede Anschlussdose ein Userband oder die einzig vorhandene Anschlussdose mehrerer Userbänder, so können im Gegensatz zur SAT-ZF-Technik mehrere SCR-taugliche DVB-S-Receiver/Tuner im Parallelbetrieb genutzt werden. Folgende Einschränkungen sind zu beachten: es können je nach Anlagenhersteller maximal zwei-vier Satellitenpositionen eingespeist werden und es sind zum Programmempfang SCR-taugliche Receiver/Tuner notwendig. Wer aber aber drei – oder vier Satellitenpositionen nutzen möchte, benötigt einen SCR-tauglichen Receiver, der software-technisch über ein JESS-Protokoll verfügt. Diese Receiver sind noch sehr selten, was wiederum die Geräteauswahl stark einschränkt.

Vierter Schritt: Die Frage nach der finanziellen Machbarkeit

Bei dieser Frage sind viele Faktoren maßgebend, damit ein allgemeines übertragbares Ergebnis der vier verschiedenen Varianten zustande kommt. Die einzelnen Parameter wurden so gewählt, dass sie den Erfordernissen einer Wohnanlagen in einer Großstadt widerspiegeln.

  1. Außeneinheit: Bei allen Varianten sind zwei separate Parabolspiegel zum Empfang der Satellitenpositionen ASTRA 19° und Eutelsat 13° vorgesehen.
  2. Programmvielfalt: Sie soll im Beispiel für die beiden Varianten der Kanalaufbereitung und der SAT-Einkabeltechnik bei 42 Programmtranspondern liegen. Dabei werden 12 Transponder für das Bezahlfernsehen Sky benötigt, weitere 4 Programmtransponder für die privaten HD+-Sender und nochmals 8 Transponder für die öffentlich rechtlichen HD-Programme, die im Parallelbetrieb zu deren digitalen Programmen mit empfangbar sein sollen. Weiterhin kommen noch 8 weitere Transponder für Fremdsprachenprogramme hinzu, sodass noch 10 Transponder für die deutschen digitalen Programme übrig bleiben. Empfangbar sind damit rund 300 TV- und. Radiosender. Bei den beiden Varianten SAT-ZF-Technik und SCR-Technik können dagegen die kompletten Programminhalte der beiden Satellitenpositionen ASTRA 19° und EUTELSAT 13° empfangen werden. Insgesamt sind dies dann 3.000 TV- und Radioprogramme.
  3. Hausverteilnetz: Bei der SAT-ZF-Variante, soll ein neues Hausverteilnetz mit je einer SAT-Twin-Anschlussdose (= Zweifachanschlussdose) pro Wohnung verlegt werden soll, um so den gleichzeitigen Betrieb von zwei SAT-Receivern/Tunern zu ermöglichen. Bei den übrigen drei Varianten soll das bestehende Hausverteilnetz in Baumnetzstruktur weiter genutzt werden, wobei es bei der Einkabel- und SCR-Variante noch notwendig ist, die bestehenden Anschlussdosen in den Wohnungen zu tauschen. Es wird weiter angenommen, dass mehrere Objekte über einen gemeinsamen Keller oder Tiefgarage miteinander verbunden sind. Jedes Gebäude hat vier Etagen mit jeweils zwei Wohneinheiten pro Etage. Insgesamt hat also jedes Gebäude 8 WE. Durch jede Wohnung gehen zwei Kabelstränge mit jeweils einer Anschlussdose. Ingesamt sind es so 4 Kabelstränge mit insgesamt 16 Anschlussdosen pro Gebäude.
Wohneinheit/Kosten Diagramm

Weitere Anmerkung zum Diagrammverlauf:

Zunächst einmal fällt auf, dass die SAT-Einkabel-Technik bei einer Versorgungsgröße über 30 WE endet, da bei größeren Wohnanlagen dann auch mehrere Einzelanlagen dieses Typs erforderlich sind. Gut einsetzbar ist diese Variante vor allem bei heterogenen Netzstrukturen.

Bis zu Anlagengrößen von 100 WE ist die SCR-Technik nicht nur die preisgünstigste, sondern abgesehen von der SAT-ZF-Technik, auch die Leistungsfähigste Variante. Mit ihr können die kompletten Programminhalte der beiden Satellitenpositionen Astra 19° und Eutelsat 13° empfangen werden, während bei den beiden verbleibenden Varianten, die Programmvielfalt auf 42 Programmtransponder begrenzt ist. Einsetzbar ist diese SCR-Technik nur bei homogenen Netzstrukturen, bei denen kein Kabelstrang mehr als 8 bzw. im Sonderfall 12 Anschlussdosen besitzt.

Dem Grundsatz nach sollte man bei kleineren und mittleren Versorgungsgrößen bis vielleicht 40 WE der SAT-ZF-Variante immer den Vorzug geben, weil damit nicht nur alle SAT-Receiver/Tuner-Typen zum Programmempfang geeignet sind, sondern auch der größte Teil der Investitionskosten in die neu auszubauenden Netze fließt. Daher steigt sein Graph auch linear mit zunehmender Versorgungsgröße an. Im Umkehrschluss werden hier auch die geringsten Investitionskosten für elektronische Baugruppen benötigt, was sich aufgrund der endlichen Lebensdauer dieser Bauteile sehr positiv auf die Instandhaltungskosten auswirkt. Im Ergebnis tragen die neuen störungsfreien Netze und die geringen Investitionen in elektronischen Baugruppen dazu bei, dass die SAT-TF-Technik von den Instandhaltungskosten aus betrachtet, die absolut günstigste Anlagenvariante darstellt.

Bei einer Versorgungsgröße von 100 WE liegen die Investitionskosten der beiden Versorgungsvarianten der SCR-Technik und der Kanalaufbereitung in etwa gleich hoch. Mit zunehmender Versorgungsgröße steigen die Investitionskosten der Kanalaufbereitung im wesentlich geringeren Umfang an, als das bei den beiden verbliebenen Versorgungsvarianten der Fall ist. Darauf folgt, dass mit zunehmender Versorgungsgröße die Technik der Kanalaufbereitung immer kostengünstiger wird. Im Umkehrschluss ist dabei aber auch festzustellen, dass bei dieser Versorgungsvariante gut 95% der Investitionen in elektronische Baugruppen fließen und zusammen mit dem hohen Stromverbrauch im laufenden Betrieb, dieser Analgentyp die mit Abstand höchsten Instanhaltungskosten aller Versorgungsvarianten benötigt.

Fünfter Schritt: Beurteilung der Flexibilität der verschiedenen Anlagentypen

Bei dieser Betrachtung geht es um die Frage, inwieweit sich die Programmkapazität der verschiedenen Anlagentypen im Nachhinein noch erweitern lässt und wie hoch der Aufwand ist, wenn Programminhalte geändert werden müssen. Um die Programmkapazität der verschiedenen Anlagentypen besser vergleichen zu können, wird als Vergleichsindex der Programmtransponder gewählt. Ein Programmtransponder überträgt in der Regel 6-12 digitale Programme bzw. bis zu 4 HDTV-Programme. In Ausnahmefällen gibt es auch Transponder, die nur einen TV-Sender übertragen. Nimmt man einen überschlägigen Mittelwert, so werden ca. 6 TV-Sender pro Programmtransponder übertragen. Radiosender, die oft noch parallel mit übertragen werden, sollen dabei unberücksichtigt bleiben. Zumal die echten Radiofreunde den Weg über das Internet-Radio bevorzugen, weil es dort weltweit Tausende von regionalen und überregionalen Radiosendern gibt. Neben den knapp 80 nutzbaren Programmtranspondern bei Kabelfernsehen (Kanalaufbereitung) sind in der nachfolgenden Tabelle, die in Deutschland gebräuchlichsten Satellitenpositionen inkl. ihrer Programmtranspondern aufgeführt.

1Astra 19°ca. 120 Transponder
2Eutelsat 13°ca. 110 Transponder
3Türksat 42°ca. 50 Transponder
4Eutelsat 16°ca. 50 Transponder
5Eutelsat 5°ca. 50 Transponder
6Eutelsat 9°ca. 30 Transponder
7Amos 4°ca. 30 Transponder
Diagramm mit Anzahl der Programmtransponder

SAT-Einkabel-Technik

Die SAT-Einkabel-Technik mit ihren 30 – 42 Programmtranspondern an letzter Stelle. Doch gerade die Standardlösungen, mit bis zu 30 Programmen sind enorm günstig und bestehen aus einer Weiche für das horizontale High-Band und einer kleinen Aufbereitung für 6 – 10 Programmtransponder, mit der Programminhalte aus dem verbleibenden vertikalen High-Band bzw. horizontalen/vertikalen Low-Band noch zusätzlich mit eingespeist werden können. Dieser Analgentyp ist eher etwas für spartanische Sehbedürfnisse. Anders sieht es da bei den frei programmierbaren Anlagen aus. Hier können ähnlich wie bei der Kanalaufbereitung, Transponder aus mehreren Satellitenpositionen eingespeist werden. Nimmt man dann noch die Polytron-Variante, bei der bis zu 42 Transponder belegbar sind, so hat man doch ein sehr umfangreiches Programmpaket. Im Vergleich zu den erforderlichen Anlagenbauteilen bei einer Kanalaufbereitung kann man hier schnell 5.000 € sparen. Im Gegenzug zur Kanalaufbereitung müssen hier dann aber auch sämtliche Anschlussdosen in den Wohnungen gewechselt werden, was die Umsetzung dann doch wieder teuerer macht.

Fazit, wenn man sich für die spartanische Variante mit 30 Programmtranspondern entscheidet, sollte man mit den deutschen digitalen Programmen zufrieden sein und auf HD-Programme oder Pay-TV-Sender wie Sky oder HD+ verzichten können. Für Programmänderungen, die im geringen Umfang möglichen sind, ist immer ein Fachmann erforderlich. Ganz anders sieht es dabei bei den frei programmierbaren Einkabelanlagen aus. Sie bilden eine günstigere Alternative zur Aufbereitungsanlage. Gleichzeitig ist dieser Analgentyp sehr komplex in seiner Handhabung. Deshalb sollte man unbedingt einen Experten für solche Anlagen immer zur Hand haben. Vorteilhaft bei der Neuanschaffung der Bauteilkomponenten ist, dass der Dosenwechsel innerhalb der Wohnungen bereits vollzogen ist, weshalb die Kosten dann auch nur einen Bruchteil von einer vergleichbaren Kanalaufbereitung  mit 30 oder 42 Programmtranspondern ausmachen.

Kanalaufbereitung (Kabelfernsehen)

Die Kanalaufbereitung (Kabelfernsehen) eine Technik, die auch sehr robust gegenüber heterogen verlegten Baumnetzen ist und daher auch dort gut funktionieren kann. Mit ihrer Programmvielfalt, die bis zu 80 Programmtransponder betragen kann, lässt sich eine umfangreiche Programmvielfalt gestalten, die allerdings bei Fremdsprachenprogrammen recht schnell an ihre Grenzen stößt. Die Kosten für die Anlagenbauteile sind aber sehr hoch, weshalb Anlagengrößen mit mehr als 30-40 Programmtransponder für kleine Wohnanlagen finanziell meist nicht tragbar sind. Sie eignet sich sehr gut als Nachfolgeanlagen der großen Kabelnetzbetreiber wie Kabel Deutschland, weil auch die bereits angeschafften Kabelreceiver/Tuner oder auch als DVB-C-/Receiver/Tuner benannten Endgeräten weiterhin im vollen Umfang genutzt werden können.

Fazit, eine sehr teuere Geschichte für Kleinanlagen. So liegen die Stromkosten je nach Anlagengröße zwischen 500 – 800 € pro Jahr. Umprogrammierarbeiten an der Anlage müssen vom Fachmann durchgeführt werden. Der Neupreis einer Kassette zum Programmempfang von zwei – vier Programmtranspondern kann zusammen mit den Umbau- und Programmierkosten zwischen 800 € – 1.500 € zzgl. MwSt. liegen. Wenn dann noch eine Grundeinheit erforderlich ist, kommen nochmals 700 € zzgl. MwSt. hinzu. Anhand dieser Zahlen kann man sehr gut erkennen, was die Instandhaltung bei defekten Anlagenbauteilen oder auch die spätere Programmerweiterung der WEG in etwa kosten wird. Die wiederum im Umkehrfall, also bei der Versorgung von Großanlagen eher bedeutungslos sind.

SAT-SCR-Technik

Die SAT-SCR-Technik ist die Variante für Bewohner mit Migrationshintergrund, weil sie oft die einzige Chance darstellt, ohne neues Hausverteilnetz oder eigener Schüssel auf dem Balkon, an die geliebten Heimatsender zu kommen. Der Anlagentyp ist sehr gut geeignet für den Einsatz bei vorhanden Hausverteilnetzen in Vollsternstruktur. Gut einsetzbar ist die Technik aber auch bei homogenen Baumnetzstrukturen, die maximal 8, im Sonderfall bis zu 12 Anschlussdosen pro Kabelstrang besitzen. Auch hier müssen in der Regel vorhandene Antennenanschlussdosen getauscht werden. Bei der Umsetzung in Baumnetzen ist es unbedingt erforderlich, dass die bestehenden Anschlussdosen gegen Jultec-Anschlussdosen (= JAP-Dosen) ausgetauscht werden. Zwar sind dies auch JAP-Dosen dreimal so teuer wie normale SAT-Dreilochdosen, verhindern aber gleichzeitig aufgrund ihres gesteuerten Signalrückflusses, dass falsche Steuerbefehle durch den versehendlichen Anschluss eines nichttauglichen SCR-Receivers nicht in den Kabelstrang gelangen. Damit verhindern sie, dass durch den unsachgemäßen Gebrauch eines Receivers/Tuners die anderen Fernsehteilnehmer am gleichen Kabelstrang gestört werden. Mit der Standard SCR-Technik können bis zu zwei Satellitenpositionen gleichzeitig übertragen werden. So sind bis zu 3.000 TV- und Radiosender empfangbar. Vorteilhafter aber auch teuerer ist die Jultec-Variante der SAT-SCR-Technik. Mit ihr können bis zu vier Satellitenpositionen gleichzeitig empfangen werden. Grundsätzlich sollte man bei Wohnanlagen mit hohem Migrationshintergrund unbedingt die Jultec-Variante wählen. Der Empfang von vier Satellitenpositionen ist beim Baumnetz ist nur mit SCR-Receivern/Tunern möglich, die über den JESS-Standard verfügen. Beim Vollsternnetz können die vier Satellitenpositionen entweder über einen „normalen“ nicht-SCR-tauglichen Receiver/Tuner empfangen werden. Im Parallelbetrieb mit mehreren Geräten in der Wohnung werden dann aber ebenfalls SCR-taugliche Receiver/Tuner erforderlich, die über den JESS-Standard zum Empfang von vier Satellitenpositionen verfügen.

Fazit, zusammenfassend eine etwas komplizierte Versorgungsvariante, die darüber hinaus auch die Auswahl der Endgeräte einschränkt. Zwar sind ca. 80% aller DVB-C-Receiver/Tuner SCR-tauglich, doch wenn zum Programmempfang die dritte oder vierte Satellitenposition benötigt wird, stellt man schnell fest, dass es noch kaum Receiver mit dem neuen JESS-Standard auf dem Markt gibt. Der Austausch defekter Anlagenbauteile ist relativ preiswert. So ein Multischalter kann je nach Leistung und Größe bei der Neuanschaffung mit Einbau 250 € – 650 € zzgl. MwSt. kosten. Bei großen komplexen Bauteilkomponenten können es dagegen auch schon einmal 700 €– 1.200 € zzgl. MwSt. sein. Allerdings sind diese Bauteilkomponenten aufgrund ihrer geringen Stromaufnahme sehr robust und laufen über viele Jahre störungsfrei. Programmverschiebungen, die beispielsweise durch Frequenzänderung entstehen oder neue Programminhalte, die via Satelliten empfangbar sind, können direkt über den manuellen Programmsuchlauf am Receiver/Tuner einprogrammiert werden. Also ein Fachmann für Umprogrammierarbeiten an der Anlage ist nicht erforderlich.

SAT-ZF-Technik

Die SAT-ZF-Technik ist gerade bei Wohnanlagen mit einem hohen Anteil an Migranten der Königsweg. Die Netzstruktur ist hier aber von entscheidender Bedeutung. Bedingt geeignet ist diese Variante bei vorhandenen Vollsternnetzen mit mehreren Anschlussdosen innerhalb der Wohnungen, da der Parallelbetrieb mit mehreren Receivern/Tunern an den Anschlussdosen nicht richtig funktioniert. Aufgrund dessen ist es auch nur bedingt möglich, parallel zum Fernsehempfang eine andere Sendung aufzuzeichnen. Ebenso wenig funktioniert der Bild-in-Bild-Modus. Nur in einem Dosensternnetz, bei dem jede Anschlussdose innerhalb der Wohnung einen separaten Leitungsstrang bis zum SAT-ZF-Multischalter im Anschlussraum besitzt, können mehrere SAT-Receiver/Tuner im Parallelbetrieb genutzt werden. Damit aber auch der Bild-in-Bild-Modus und das parallele Aufzeichnen anderer Sendung während des laufenden Fernsehbetriebs funktioniert, ist eine SAT-Twin-Anschlussdose (Zweifachanschlussdose) im Wohnzimmer notwendig.

Fazit, zusammenfassend kann man sagen, dass hier im Gegensatz zur SCR-Technik alle marktüblichen SAT-Receiver/Tuner zum Programmempfang geeignet sind und es damit zu keinerlei Einschränkung bei der Auswahl an Endgeräten gibt. Im Gegensatz zum neuen Hausverteilnetz lässt sich die Signaleinspeisung mit bis zu vier Satellitenpositionen relativ kostengünstig umsetzen. Im Fall, dass darüber hinaus fünf, sechs oder sieben Satellitenpositionen benötigt werden, ist die Versorgung mit weiteren Satellitenpositionen nur noch selektiv, sinnvoll umsetzbar. D. h., nur die Bewohner die diese weiteren Satellitenpositionen benötigen erhalten die Programmsignale. Hierbei sind allerdings in der Vorplanung verschiedene Dinge zu beachten. Es bedarf noch zusätzliche Ableitungen, die von der Außeneinheit hinab zu dem Anschlussraum führen. Pro nachträglich geplante Satellitenposition werden vier weitere Leitungsstränge benötigt. Das Gleich gilt dann für den Querverzug, soweit die SAT-ZF-Multischalter kaskadenförmig über mehrere Anschlussräume aufgeteilt sind. In diesem Fall ist dann nur noch die Neuinstallation einer Parabolantenne zzgl. eines kleinen SAT-ZF-Multischalter inkl. einer Weiche notwendig. Auch hier gilt was für die SCR-Technik gilt, die Bauteilkomponenten sind in der Regel sehr robust und langlebig. Je nach Bauteilgröße eines Multischalters, fallen beim Bauteilausfall inkl. der Montage, Kosten in Höhe von 250 € – 900 € zzgl. MwSt. an. Programmverschiebungen, die beispielsweise durch Frequenzänderung entstehen oder neue Programminhalte, die via Satelliten empfangbar sind, können wie bei der SCR-Technik direkt über den manuellen Programmsuchlauf am Receiver/Tuner einprogrammiert werden. Auch hier ist dafür kein Fachmann für Umprogrammierarbeiten an der Anlage notwendig.

Sechster Schritt: Alternative Überlegungen zu Anlagenmischformen

Bei dieser Betrachtung geht es nun um die Frage, inwieweit eine Kombination aus verschiedenen Versorgungsvarianten das optimalste Ergebnis bringen könnte. In der nachfolgenden Darstellung zeigt so eine Kombination bestehend aus der Kanalaufbereitung und der SAT-ZF-Technik.

Hier im Beispiel existierte bereits ein Vollsternnetz mit mehreren Anschlussdosen innerhalb der Wohnungen. Es waren viele 3-4-Zimmerwohnungen in denen vor allem Familien wohnten. Die Bewohner wurden mit Kabelfernsehen der Kabel Deutschland versorgt und wollten mehr Fremdsprachenprogramme um die „Schüsseln“ von den Balkonen entfernen zu können. Zielvorgabe war, dass die Bewohner ihre Kabelboxen/Tuner (DVB-C-Receiver/Tuner) weiter verwenden konnten. Ebenso sollten die Bewohner mit Migrantenhintergrund, die bisher ihre Programme über Einzelsatellitenanlagen empfangen haben, diese zukünftig über die neue Gemeinschaftsanlage erhalten und dabei ihre SAT-Receiver/Tuner (DVB-S-Receiver/Tuner) weiter verwenden können. Darüber hinaus sollte an jeder Anschlussdose in der Wohnung der Programmempfang auch im Parallelbetrieb mit mehreren Fernsehern möglich sein.

Als erste Option wäre hier die SCR-Technik zu sehen. Nur hätte man dabei keine DVB-C-Receiver/Tuner und SCR-untaugliche DVB-S-Receiver/Tuner verwenden können. Des Weiteren ist dieser Anlagentyp auf maximal vier Satellitenpositionen auch in Zukunft begrenzt. Eine spätere Nachrüstung auf eine weitere Satellitenposition wäre dann ausgeschlossen gewesen.

Daher musste die andere Alternative her, die SAT-ZF-Technik. Mit ihr war es aber wiederum nicht möglich, die Satellitenprogramme im Parallelbetrieb an mehreren Anschlussdosen innerhalb der Wohnung zu empfangen. Darüber hinaus wäre dann auch kein Programmempfang über die DVB-C-Receiver/Tuner möglich gewesen. Daher kam dann die zweite Versorgungsvariante mit ins Spiel und zwar die Kanalaufbereitung, also hauseigenes Kabelfernsehen. Diese kleine Anlage mit etwa 160 TV- und Radioprogramme könnten parallel zum Satellitendirektempfang an jeder Anschlussdose innerhalb der Wohnungen empfangen werden. Jede Anschlussdose war somit im Parallelbetrieb nutzbar. Alle Receiver/Tuner konnten weiter verwendet werden. Der Anlagentyp war auch später noch erweiterbar. Jene Bewohner, die darüber hinaus noch die deutschen Pay-TV-Sender von Sky oder HD+ nutzen wollten, konnten diese Sender via Satellitendirektempfang über Astra 19° erhalten.

Kombination bestehend aus der Kanalaufbereitung und der SAT-ZF-Technik. tv-netcom